Interview mit Johannes Poscharnig

In meiner Interviewreihe habe ich heute einen besonderen Gast: Johannes Poscharnig aus Wien, Nationalfechter im österreichischen Team. Neben seinem Leistungssport arbeitet er unter anderem auch als Mentaltrainer für andere Sportler.

1. Wie kam es dazu, dass Du NLP-Mentaltrainer geworden bist? Was ist das eigentlich genau?

Alles begann mit einem gebrochenen Herzen mit 15 Jahren. Ich war als Sportler auf einem Trainingslager. Dort war auch ein Mädchen aus München, die ich toll fand, sie zu Beginn auch mich, sich aber dann für jemand anderen entschieden hat. Das wollte ich nie wieder erleben.

Ich habe deshalb begonnen, mich mit Kommunikationsmethoden und Mentaltraining zu beschäftigen um mein Selbstvertrauen zu stärken und meine Ängste, dass ich diese Erfahrung wieder erleben müsste, zu besiegen. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir Mentaltraining und NLP auch sehr viel im Sport helfen. Ich wollte mein Wissen weitergeben und auch anderen Sportlern auf dem Weg auf die oberste Treppe helfen und die Chance geben sich mit Mentaltraining auseinander zu setzen. Draus ist der Sportmentalblog entstanden.

 

NLP beschäftigt sich mit der Veränderung unserer inneren Landkarten, über die wir die Welt wahrnehmen. Was und wie wir die Welt wahrnehmen ist nicht die Realität sondern etwas das wir nach dem Abgleichen mit unserer Landkarte glauben, als Realität bezeichnen zu können. Interne Landkarten bestehen aus Erfahrungen, Erlebnissen von früher, Werten, gesellschaftlichen Normen und aus Dingen, die wir irgendwo einmal aufgeschnappt haben.

 

Um den Bogen zurück zu meiner Geschichte zu spannen: dieses deutsche Mädchen, das ich im Trainingslager kennengelernt habe, war für mich eine dieser Erfahrungen, die alles verändert hat und sich so auch die Landkarte verändert hat. Als Sportmentaltrainer ist ein klassisches Beispiel ein Sportler, dem der Knopf aufgeht und er sein Können endlich abrufen kann. Er hat durch einen Moment seine interne Landkarte verändert. Ab diesem Zeitpunkt läuft es.

2. Was liebst Du an Deiner Arbeit als Mentaltrainer am meisten?

Wenn Sportler sagen, dass sie ihrem Traum nicht nur einen Schritt näher gekommen sind und die Techniken, die ich ihnen mitgebe nicht nur im Sport sondern auch im Privatleben erfolgreich einsetzen können. Das Tollste sind aber die Augen, wenn ein Sportler von seinem ganz großen Traum erzählt, diese Leidenschaft, diese Hingabe zur Vision. Das kenne ich selbst als Sportler und fasziniert mich auch jedes Mal bei anderen Athleten.

3. Wem möchtest Du besonders helfen?

In meiner Arbeit als NLP-Trainer möchte ich Menschen helfen, Ketten zu sprengen und sich selbst Flügel zu verleihen. Das war und ist meine Idee hinter „FLY HIGH NLP“. Der Sportmentalblog unterstützt Leistungssportler darin, auf die oberste Treppe zu steigen und ihre Visionen Realität werden zu lassen. Besonders helfen möchte ich jungen Athleten, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen

4. Wie bist Du in Deinem Sportler-Leben mit Konflikten in Berührung gekommen, und wie bist Du damit umgegangen? Hast Du ein

    Beispiel für uns?

Als Einzelsportler und vor allem als Fechter, wo es darum geht, Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau im Wettkampf bestehen zu können, sind Konflikte vorprogrammiert. Da Fechten jetzt nicht zu den medienwirksamsten Sportarten zählt, passiert viel auf Eigeninitiative. So habe ich mich vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio dazu entschieden, dass ich teilweise in Italien trainieren werde, um den nächsten Schritt zu machen. Ich habe mir einen Verein gesucht, mit Trainern Gespräche geführt, habe alles selbst organisiert und habe ebenso unseren Verband, als auch unseren Nationaltrainer in Kenntnis dessen gesetzt. Er meinte, dass er es toll finde, dass ich das mache und er diesen Schritt als Chance für mich wahrnehme. Das war rund 4 Wochen vor einer Weltmeisterschaft, die dann leider nicht so gut lief, wie wir uns das alle vorgestellt hatten.

 

Der Verband verlangte eine Stellungnahme von unserem Nationaltrainer, warum es nicht gelaufen war und er argumentierte, dass ich ohne irgendjemand etwas gesagt zu haben nach Italien gehen würde und immer alles so machen würde, wie ich das gerne wollte und deshalb die Mannschaft zerstören würde.

 

Ich war außer mir und gab beim Verband eine Klarstellung ab, in der ich sofort auch angab, dass ich mich von einem Trainer nicht mehr betreuen lassen würde, der um seinen Job zu retten, mich in die Schussbahn stellen würde. Die Situation war zwei Jahre lang schwierig, bis ich begriff, dass ich anders an die Sache herangehen müsste. Ich veränderte meine Kommunikation zu ihm auf einen sehr direkten Stil und ließ mich auf seine Landkarte ein, damit wurde vieles besser. Wir werden zwar keine Freunde mehr, aber ich habe mich über dieses Einlassen mit der Situation arrangiert, sodass sie sich zumindest nicht mehr negativ auf meine Leistung auswirkt.

5. Auf welche Konflikte stößt Du in Deiner Arbeit als Mentaltrainer? Welche Lösungen hast Du dafür?

Ich würde diese Dinge nicht als Konflikte sondern als Challenges bezeichnen. Ich bin selbst Spitzensportler und jetzt 27 Jahre alt. Viele Menschen, vor allem Eltern sind etwas skeptisch, wenn sie mich kennenlernen, weil die Vorstellung von einem Mentaltrainer jemand ist, der wahrscheinlich jenseits der vierzig oder zumindest der dreißig ist. Die Herausforderung nehme ich aber gerne an, indem ich tiefen Rapport (im NLP steht Rapport für eine tiefe Beziehung) herstelle und mich auf den Menschen und seine Sprache einlasse.

 

Für die Sportler an sich ist es normalerweise kein Problem. Für viele ist es sogar einfacher, weil sie mit mir über viel mehr Dinge sprechen können, als mit jemandem, der vierzig Jahre ist und weil ich selbst als Leistungssportler tätig bin, und deshalb die Ängste, die Enttäuschungen und die Zuversicht aus eigener Erfahrung kenne.

6. Welchen Rat gibst Du Sportlern, die eine Konfliktsituation in ihrem Leben lösen möchten?

Grundsätzlich halte ich nichts davon, wenn man sich verbiegt für irgendjemand oder irgendetwas, einfach deswegen, weil dadurch innere Konflikte entstehen, die sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken.

 

Ich kann jedem Sportler nur ans Herz legen auf die innere Stimme zu hören, die meistens die richtige Antwort für einen selbst parat hat. Die einfachste Frage dazu ist „Was will ich wirklich?“.

 

Entsteht ein Konflikt, ist die Lösung oft nicht so leicht, weil jeder Mensch gerne auf seiner Insel verweilt, anstatt die Strecke zur Insel des Konfliktpartners zu schwimmen. Sich zumindest aber einmal in die Lage des Anderen hineinzuversetzen, seine Gefühle und Gedanken zu reflektieren, ist unumgänglich, um die Aktionen der anderen Person auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können. Es gibt ein indianisches Sprichwort das sagt, dass man 1000 Schritte in den Mokassins eines anderen gegangen sein muss, um über ihn urteilen zu können. Ich finde dieses Sprichwort sehr passend in diesem Kontext.

7. Was tust Du, um Konflikten in Deinem Leben vorzubeugen?

Als NLP-Trainer bin ich darauf geschult, Körpersprache deuten zu können und auf die genaue Sprache meines Gegenübers zu achten. Ich merke schnell, was mir eine Person sagen möchte, ohne es mir explizit zu sagen und fasse, dann meistens mit dem Satz zusammen „Was du mir eigentlich damit erzählen möchtest ist, ....“.

8. Welchen Tipp würdest Du einem besten Freund geben, wenn es darum geht, ein friedvolleres Leben zu führen?

Ich würde jedem Menschen raten, seine eigenen Landkarten zu hinterfragen. Du weißt nicht, was die Landkarte der anderen Person enthält, Vorurteile machen zwischenmenschlichen Umgang um ein Vielfaches schwieriger.

9. Und zum Schluss: wenn eine gute Fee erscheinen würde, um Dir je einen beruflichen Wunsch als Sportler und als Mentaltreiner zu

    erfüllen, welche wären das?

Als Sportler wäre es eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio zu gewinnen. Beruflich wäre es, dass ich ein NLP Practitioner Seminar für 100 junge Menschen erfolgreich gestalten kann, in dem das Ziel ist, den Menschen zu zeigen, dass sie Flügel haben, diese lediglich ausbreiten müssen, um zu fliegen.

 

Danke, lieber Johannes, für dieses spannende Interview! Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg und Spaß bei Deinen sportlichen Zielen und bei Deiner Arbeit als Mentaltrainer!

Johannes Poscharnig ist Nationalfechter Österreichs, Sport-Mentaltrainer und Motivationscoach und bietet mit seinem Blog Leistungssportlern, die auf die oberste Treppe steigen und mental stark ihre persönliche Bestleistung erzielen wollen, eine Plattform, wie sie diese erreichen können:

 

www.sportmentalblog.com

 

Dort findet Ihr auch viele hilfreiche Tipps und Inspirationen.

 

 

Darüber hinaus leitet er NLP-Practitioner-Ausbildungen, die nicht nur für Sportler offen sind:

 

www.flyhighnlp.com

 

Demnächst schließt er sein Studium der Soziologie ab, um danach ein Management-Studium aufzunehmen.

 


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