Was braucht deine Persönlichkeit in Konflikten?

Was braucht deine Persönlichkeit in Konflikten?

 

Wir sind alle anders. Und das heißt auch, dass wir alle andere Bedürfnisse haben, wenn wir in konfliktreichen Situationen stecken. Um einen Konflikt zu lösen, brauchen wir also auch alle etwas Anderes. Und doch lassen sich unsere Persönlichkeiten grob in verschiedene Typen einordnen, denn ganz so verschieden sind wir dann doch nicht.

 

Stell Dir vor, du bist Teil eines vier-köpfigen Ruderteams. Es sind vier verschiedene Persönlichkeiten im Boot:

 

1. Steffi, der Nähe-Typ

2. Jeanette, der Distanz-Typ

3. Karla, der Dauer-Typ

4. Susi, der Wechsel-Typ

 

Verschiedene Typen am Ruder

 

Der Nähe-Typ ist jemand, der gern den Kontakt und Gesellschaft sucht, meist auch ein hohes Einfühlungsvermögen besitzt, aber auch gern Konflikten aus dem Weg geht.

 

Der Distanz-Typ ist im Gegenzug dazu eher ein Eigenbrötler, sehr gern allein und auch eher sachlich unterwegs.

 

Dauer-Typ wird jemand genannt, dem Ordnung, Struktur und Gewissenhaftigkeit sehr wichtig sind. Eine extreme Ausprägung davon ist die Pedanterie.

 

Der Gegenpol zum Dauer-Typen ist daher der Wechsel-Typ. Er ist sehr kreativ und flexibel, strahlt eine starke Lebendigkeit aus, kann aber auch ziemlich unverbindlich sein.

 

Persönlichkeitstypen in Konflikten

 

Die vier Ruderinnen haben zwar ein großes gemeinsames Ziel, auf dem Weg dorthin kommen sie aber aus verschiedenen Richtungen mit unterschiedlichen Blickwinkeln.

 

Stell Dir also vor, es gibt bei den vier Ruderinnen Meinungsverschiedenheiten über die Trainingsmethoden.

 

Steffi, der Nähe-Typ, braucht trotz der Auseinandersetzungen einen freundlichen und höflichen Umgang miteinander und eine vertraute Umgebung, um den Konflikt zu lösen. Ihr wird wahrscheinlich das Trainingsgelände des Rudervereins, bei dem sie alle Mitglied sind, lieber sein als ein neutraler Ort, z.B. ein Seminarzentrum. Sie braucht in Konflikten das Gefühl, dass nicht die Person, sondern die Sache kritisiert wird und auf ihre Gefühle und Bedürfnisse eingegangen wird. Außerdem wünscht sie sich auch von den Anderen, dass sie ihre Emotionen, z.B. Ärger oder Wut, nach außen zeigen.

 

Das ganze Gegenteil ist Jeanette, der Distanz-Typ. Sie hat sich zwar für einen Mannschaftssport entschieden, ist von ihrer Persönlichkeit aber eher der Zahlen-Daten-Fakten-Typ, zeigt wenig Emotionen und kann mit denen von Anderen nicht so gut umgehen. Im Konfliktfall benötigt sie Zeit, um die Situation für sich zu klären, bevor sie sich in ein Konfliktgespräch begibt. Sie braucht Klarheit über ihre eigene Rolle, Sachlichkeit in der Sprache und ist auch eine Verfechterin der Einhaltung von Gesprächsregeln. Sie ist ein Freund davon, "Tacheles" zu reden und nicht um die Sache herum zu schwafeln.

 

Karla, der Dauer-Typ, ist die Planerin unter den Vieren, sie rechnet immer alle Eventualitäten ein, ist also sehr vorausschauend. Ihr ist Struktur bei der Bearbeitung des Konfliktes wichtig, sie braucht nachvollziehbare Lösungen. Sie will immer die beste und nicht die schnellste Lösung, die von allen Beteiligten auch zuverlässig eingehalten wird.

 

Susi fragt sich die ganze Zeit, was eigentlich das Problem ist. Ja, es gibt da scheinbar eines, aber das könnte man, wenn es nach ihr ginge, auch mal schnell zwischen Tür und Angel klären. Wenn sie sich schon mit dem Konflikt befassen muss, möchte sie kreative und ungewöhnliche Lösungen, auf die sie aber auch nicht festgenagelt werden will. Als Wechsel-Typ ist ihr Struktur ein Graus, sie möchte Flexibilität und Bewegung bei der Klärung des Konflikts, auch körperlich. "Wir setzen uns jetzt alle mal auf einen Stuhl und besprechen nach einem vorgegebenen Plan das Problem" wird bei ihr nicht so gut funktionieren.

 

Alle(s) anders - was nun?

 

Hast du gerade den Impuls, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und zu denken: wie sollen diese vier da zu einer Lösung kommen, das klappt doch nie?

 

Ich kann dich beruhigen: kein Mensch ist nur dieser eine Typ. Meist ist es ein Kombination aus zwei dieser Persönlichkeiten (Nähe-Dauer, Nähe-Wechsel, Distanz-Dauer, Distanz-Wechsel). Wobei man dabei auch noch unterscheiden kann, in welcher Rolle man gerade unterwegs ist (z.B. privat - beruflich). Um zu einer guten Lösung zu kommen, solltest du nur wissen, dass es diese verschiedenen Formen der Persönlichkeit gibt, damit du sensibilisiert und vorbereitet für den Konfliktfall bist und weißt, welche Rahmenbedingungen jede braucht. In jedem Fall hilft es, vorher bei jeder Beteiligten abzufragen, was ihr bei der Bearbeitung des Konfliktes wichtig ist und so weit das möglich ist, darauf einzugehen. Je transparenter die Bedürfnisse sind, desto leichter wird es fallen, den Konflikt selbst zu lösen.

 

Ich wünsche dir dabei mega viel Erfolg, mach was draus!

 

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